Montag, 13. August 2012

Es war einmal die Angst ... | Teil III

So kam ich nach Hause, mit dem neuen Wissen. Meine Tochter lag  im Bett, weinte. Ich konnte es nicht hören, musste den Raum verlassen. Ein grausiges Gefühl. Weil es mir im Herzen weh tat, dass ich ihr Geweine nicht hören konnte. Nicht für sie da sein kann.

Die Gedanken an den bevorstehenden Tag brachten mich um den Schlaf. Ich war tagsüber allein, mit Kind. Und mit der Panik. Mit diesem komischen Gefühl der Leere, Traurigkeit und Abgeschlagenheit. Geschwächt, weil ich nichts essen konnte.

Irgendwie bekam ich die Tage rum, doch immer wieder diese Gefühle. Ich igelte mich ein, mehr und mehr. Und immer öfter fuhr ich zu meinem Hausarzt, einfach nur so. Zum Reden. Um mich sicher zu fühlen. Ich wusste ja, sollte ich einen Herzinfarkt bekommen, mir der Magen reißen oder ich umfallen: er kann mir sofort helfen. Und er half mir, aber anders. So bekam ich umgehend einen Termin bei einer ehemaligen Psychologin, die nunmehr als Heilpraktikerin tätig ist. Wieder ein Strohhalm, an den ich mich klammern konnte. Sechs Mal war ich dort, bezahlte pro Sitzung 50 €. Ich hätte sicher auch das Dreifache bezahlt. Denn es half mir. Sie sprach mir Mut zu, erklärte mir Zusammenhänge, führte eine kurze Familienaufstellung mit mir durch. Immer wieder fragte ich, ob ich wieder gesund werde, ob das alles irgendwann aufhört. Ob ich gut für mein Kind sorgen kann. Ich wollte Fakten, ich wollte hören, dass alles am Tag xy vorbei ist und nie wieder kommt. Schwer einzusehen, dass mir das niemand sagen kann und konnte. Aber der Zuspruch kam auf andere Weise, woran ich heute noch immer denke. So z. B., dass mir das beim nächsten Kind nicht widerfährt. Daran hangele ich mich entlang. Und alles half mir über die schlimmsten Attacken hinweg. Was blieb war die Angst und die Leere, schleichend, nahezu sanft - aber immer da.

In der Zwischenzeit besorgte ich mir regulär einen Termin bei einer Psychologin, meiner jetzigen. 7 Monate war meine Tochter schon alt, als ich mit der ambulanten Therapie begonnen habe. 7 Monate, in denen es mir nicht gut ging, in denen ich nicht so Mama sein konnte, wie ich wollte, in denen ich diese einzigartige Zeit nicht so genießen konnte, in denen ich mich einfach selbst hemmte - und die Auswirkungen überall spürbar waren. Das tut mir noch heute weh und ich wünschte mir fast nichts mehr, als die Zeit zurückzudrehen und dabei eine Mama zu sein, die sich rundum gut fühlt. Leider geht das nicht und so kann ich nur versuchen, die Zeit, in der ich mich gut fühle, bestmöglichst mit meiner Tochter zu nutzen. Denn die böse, mächtige und alles beherrschende Angst, die gibt es nicht mehr.

Zur Vervollständigung: Teil II (klick) und Teil I (klick)

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